»20 Jahre lang, einmal die Woche«16.03.20 (von ivk-jw) Zur Geschichte der politischen Kolumnen Abu-Jamals in junge Welt ist in der Broschüre zur XXV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz vom 11. Januar 2020 ein Artikel erschienen
20 Jahre lang, einmal die WocheVon Jordi Serrano Im Januar 2020 feierte nicht nur die XXV. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz (RLK) ihr 25jähriges Jubiläum, auch die wöchentlich in junge Welt erscheinende Kolumnen des politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal, der seit 1998 auch mit Beiträgen auf der Konferenz vertreten ist, jährte sich zum 20. Mal. Vor Abu-Jamals Audiobeitrag hob Moderatorin Anja Panse hervor, dass das in »dieser Kontinuität einmalig« sei. Im März 2020 werde in jW »die 1.000 Kolumne erscheinen. Blicken wir zurück: In der jW-Wochenendausgabe vom 16./17. Dezember 2000 erschien die erste Kolumne Abu-Jamals. Das war keineswegs selbstverständlich, denn der Autor arbeitete unter schwierigsten Bedingungen. Der 1982 im US-Bundesstaat Pennsylvania zum Tode verurteilte Radiojournalist und Ex-Black Panther verfasste seine Texte in der Todeszelle. Erst 2011 wurde seine Strafe in lebenslange Haft umgewandelt, und die gegen ihn verhängte Isolationshaft wurde beendet. Zur III. Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar 1998 war der politische Gefangene zum ersten Mal eingeladen worden, sich mit einem Beitrag zu beteiligen. Seither zählt er zu den regelmäßigen Gastreferenten. Eine deutliche Botschaft an die US-Staatsschutzbehörden: Wir lassen nicht zu, dass dieser engagierte Bürgerrechtler und Kritiker rassistischer Polizeigewalt mundtot gemacht wird! In der Bundesrepublik ging die Kampagne für die Freilassung Mumia Abu-Jamals 1989 von Bremen aus. Mitte der 1990er Jahre gab es bereits über vierzig Aktivistengruppen des »Bundestreffens der Mumia Abu-Jamal-Unterstützungskomitees«. Zweimal trugen sie erfolgreich dazu bei, seine Hinrichtung zu verhindern. Das gelang durch die Mobilisierung einer breiten gesellschaftlichen Bewegung, der sich außer Gewerkschafts-, Menschenrechts- und Antifagruppen auch das deutsche PEN-Zentrum und viele Medien- und Kulturschaffende anschlossen. Der Bremer Aktivist Jürgen Heiser hatte 1988 Briefkontakt zu Abu-Jamal gesucht und ihn 1990 auch im Todestrakt besucht. Ab 1998 informierte er auf der RLK jährlich über den Stand des juristischen Kampfes und stellte dort auch die Bürgerrechtsanwälte Leonard Weinglass (1933–2011) und Robert R. Bryan vor, die über viele Jahre das Team der Verteidigung Abu-Jamals leiteten. In Vertretung dse Gefangenen trug Heiser bei der RLK auch die Übersetzungen der von seinem Kollegen anfangs noch handschriftlich verfassten Beiträge vor. Später gelang es in Zusammenarbeit mit dem Projekt Prison Radio aus San Francisco, die aus dem Gefängnis telefonisch übermittelten Beiträge im Originalton abzuspielen. Da Abu-Jamal sich mit seinen »commentaries« auch sonst zu unterschiedlichsten nationalen und internationalen Themen zu Wort meldete, drängte sich bald in der jW-Redaktion die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, diese Kommentare in Form einer wöchentlichen Kolumne zu veröffentlichen. Nach Rücksprache mit dem Autor und seinen Anwälten erschien so im Dezember 2000 der erste Beitrag. In seiner ersten Kolumne entlarvte Abu-Jamal anlässlich des knappen Wahlsiegs des Republikaners George W. Bush vor dem Demokraten Al Gore am 7. November 2000 die »wirkliche Verfassungskrise« in den USA. Diese bestehe nicht so sehr in den Wahlmanipulationen, für die Bushs Bruder John Ellis »Jeb« Bush, Gouverneur von Florida, verantwortlich war, sondern sei vielmehr daran erkennbar, dass unzählige afroamerikanische Bürger »an der Ausübung ihres Wahlrechts gehindert wurden«, wie ein Untersuchungsausschuss der Bürgerrechtsbewegung aufgedeckt hatte. Abu-Jamal schloss seine Kolumne mit den Worten: »Wenn über solche kriminellen Gesetzesbrüche schweigend hinweggegangen wird, dann ist das eine deutliche Anklage gegen ein System, das die politischen Rechte der Schwarzen nach wie vor negiert.« Dieser unvermindert herrschende Rassismus und die in der Ära Bush begonnene und bis in die Gegenwart fortdauernde Phase »unbegrenzter Kriege« gehören seither zu den Dauerthemen, über die der bald 66-jährige Autor wöchentlich in jW schreibt. Mumias Kolumne ist ein fester Bestandteil der Zeitung geworden. Sie ist auch eine Mahnung, die wichtige Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren: Mumia Abu-Jamal muss endlich freigelassen werden! ■ Gesammelte Kolumnen und Abu-Jamals Postanschrift unter: http://www.freedom-now.de Die Broschüre zur XXV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz vom 11. Januar 2020 ist zu bestellen im junge Welt-Shop: Bitte HIER klicken! |
|