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Kolumne 929 vom 29.10.2018: Recht auf Vergewaltigung?

29.10.18 (von maj) In der modernen US-Gesellschaft sind sexuelle Belästigungen und Übergriffe allgegenwärtig

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 251 vom 29. Oktober 2018: Bitte HIER klicken!

Recht auf Vergewaltigung?
Es mag ein Problem sein, eine Kolumne mit dieser Überschrift zu versehen, aber nach gründlicher Überlegung geht es nicht anders, denn die Wahrheit ist, dass Vergewaltigungen die Geburt dieser Nation begleitet haben. Im Zuge der Eroberung der Neuen Welt wurden indigene Frauen als Kriegsbeute betrachtet, ihre massenhafte Vergewaltigung war Teil der sogenannten Indianerkriege. Auch aus Afrika verschleppte Frauen, in Ketten gelegt und in Lumpen gehüllt, wurden schon auf der Überfahrt an Bord der Sklavenschiffe geschändet. Viele dieser Frauen sprangen über Bord und starben lieber im tosenden Meer, als sich weiter von den Seeleuten misshandeln und vergewaltigen zu lassen.

Waren die Sklavenschiffe für die Frauen schon Horte des Schreckens, so war das Leben auf den Plantagen in den Südstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika für sie der blanke Horror. Dort wurden sie systematisch vergewaltigt, denn je öfter sie schwanger wurden, desto besser war das für den wachsenden Reichtum der Klasse der Sklavenherren. Auch die männlichen Sklaven spielten eine Rolle in dieser Tragödie. Wenn sie schwarze Sklavinnen vergewaltigten, sahen ihre »Masters« sie als Zuchthengste an, die für neues »Menschenmaterial« sorgten. In der Tat galt die Vergewaltigung schwarzer Frauen in den USA bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht als Verbrechen, sondern als Gewohnheitsrecht der weißen Männer.

Wäre es nicht wünschenswert gewesen, dass diese sich über Jahrhunderte erstreckenden finsteren Zeiten nicht bis in unsere ach so ehrenwerte Gegenwart reichen? Was wir erleben, ist indes die Allgegenwärtigkeit sexueller Belästigungen und Übergriffe in der modernen US-amerikanischen Gesellschaft. Erinnert sich noch jemand an den »Tailhook-Skandal«? Darin wurden über hundert Offiziere von Fliegerstaffeln der United States Navy und des US Marine Corps beschuldigt, 83 Frauen und sieben Männer sexuell missbraucht, vergewaltigt oder »anderweitig unangemessen und unanständig« behandelt zu haben. Das alles geschah im Hilton-Hotel von Las Vegas zwischen dem 8. und 12. September 1991 während des 35. Symposiums der Tailhook Association, einer Vereinigung des fliegenden militärischen Personals von US-Flugzeugträgern. Der Untersuchungsbericht des Generalinspektors des Pentagon enthüllte brutale frauenfeindliche Übergriffe der beschuldigten Offiziere, die zum Teil mit T-Shirts bekleidet waren, die den Aufdruck »Frauen sind Eigentum« trugen.

Egal, wohin wir uns heute auch wenden, überall finden wir Beweise für die weitverbreitete Frauenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft. Sie findet ihren brutalsten Ausdruck in Vergewaltigungen und hat ihren Ursprung im Hass von Männern gegen Frauen und ihrer generellen Missachtung. Zur Veranschaulichung braucht man sich nur den Mann anzusehen, der zur Zeit das höchste Amt im Staat innehat: US-Präsident Donald Trump. Eine weitere Bestätigung für die virulente Frauenfeindlichkeit waren die sogenannten Anhörungen vor dem Justizausschuss des US-Senats wegen der Berufung von Brett Kavanaugh an den Obersten Gerichtshof der USA. In diesen öffentlichen Sitzungen wurden Frauen, die Kavanaugh beschuldigten, sie als junger Mann vergewaltigt zu haben, nicht ernstgenommen und ihre Aussagen als unwahr abgetan – sogar von Senatorinnen. Das Sprichwort »Jungs sind eben Jungs« musste auch hier wieder zur Rechtfertigung dafür herhalten, dass Männer gegenüber Frauen schon mal »über die Stränge schlagen«.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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