Kolumne 928 vom 22.10.2018: Gefangene des Neoliberalismus22.10.18 (von maj) Mexikanische Indígenas fordern Freilassung inhaftierter Aktivisten
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 245 vom 22. Oktober 2018: Bitte HIER klicken! Gefangene des Neoliberalismus Südwestlich von Mexiko-Stadt liegt in den Bergen am Rande des Nationalparks Nevado de Toluca der Ort San Pedro Tlanixco, in dem Nahua-Indígenas leben. Ende der 1990er Jahre drangen Großfirmen der mexikanischen Agrarindustrie in den Ort vor und versuchten, die Gewässer der Umgebung zum Bewässern ihrer Blumenplantagen in ihren Besitz zu bringen. Der indigenen Bevölkerung waren zwar 1999 die Rechte an den vier Frischwasserquellen Bellotal, Puente de Trozo, Agua Bendita und Salitre offiziell zuerkannt worden, den Großfirmen gelang es aber schon bald, sich unter Führung des Unternehmers Alejandro Isaak Basso Zugriff auf diese zu verschaffen. Die indigenen Kleinbauern lehnten sich dagegen auf, organisierten Protestaktionen, bauten Barrikaden und blockierten die Zufahrtsstraßen. Prompt riefen die Geldsäcke ihre bewaffneten Truppen auf den Plan, und eh man sich versah, eskalierte die Gewalt im bislang so friedlichen San Pedro Tlanixco. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurden schließlich fünf Männer und eine Frau beschuldigt, Isaak Basso umgebracht zu haben. Zeugen hatten 2003 beobachtet, wie der Blumenhändler am Rande einer Protestaktion ausrutschte und in die Tiefe eines Canyons stürzte. Dass er wegen mangelnder Ortskenntnis und ohne fremdes Zutun ins Straucheln geraten war, interessierte nicht. Seitdem riss die beispiellose Welle der Repression gegen die indigene Gemeinde von San Pedro Tlanixco nicht ab. Die Bevölkerung lebte in ständiger Angst vor Razzien, Entführungen und Folter. Am Ende wurden die sechs indigenen Aktivisten des örtlichen Wasserkomitees für Isaak Bassos Tod verantwortlich gemacht und unter Anklage gestellt. Obwohl sie nichts anderes getan hatten, als den Widerstand gegen die Beschlagnahmung und den Verkauf ihres Wassers durch mexikanische Großbetriebe des Agrobusiness zu organisieren, wurden sie in einem langen und windungsreichen Gerichtsverfahren zu Haftstrafen von bis zu 54 Jahren verurteilt. In einer gemeinsamen Erklärung riefen nun am 14. Oktober 2018 der Nationale Indigene Kongress und der Indigene Regierungsrat zur Solidarität mit der Compañera Dominga González Martínez und ihren fünf Compañeros Pedro Sánchez Berriozábal, Rómulo Arias Míreles, Teófilo Pérez González, Lorenzo Sánchez Berriozábal und Marco Antonio Pérez González auf. »Wir erheben die Stimme der indigenen Völker, die sich im ›Centro Indígena de Capacitación Integral‹ (›Indigenes Zentrum für integrales Lernen‹) in San Cristóbal de las Casas, Chiapas, organisiert haben. Wir fordern Gerechtigkeit für die indigene Nahua-Gemeinschaft von San Pedro Tlanixco. Unsere Brüder und Schwestern wurden von der herrschenden übelgesinnten Regierung gekidnappt. Diese beabsichtigt damit nichts anderes, als die Stimme derer, die ihr Land verteidigen und um ihr Leben und Wasser kämpfen, zum Schweigen zu bringen.« Es ist die alte Geschichte: Die sechs sind politische Gefangene des neoliberalen mexikanischen Staates. Unterstützen wir sie in ihrem gerechten Kampf für ihr Wasser, damit es wieder frei in den Bergen fließen kann! Übersetzung: Jürgen Heiser |
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