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Kolumne 925 vom 1.10.2018: Macht der Männer

01.10.18 (von maj) Streit um designierten Richter Kavanaugh wirft Licht auf Realität der USA

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 228 vom 1. Oktober 2018: Bitte HIER klicken!

Macht der Männer
Im Jahr 1991 beschuldigte die Juraprofessorin Anita Hill vor einem Senatsausschuss den für den Obersten Gerichtshof der USA nominierten Richter Clarence Thomas, sie sexuell belästigt zu haben. Nach ihrer öffentlichen Aussage wurde Hill der Falschaussage bezichtigt und Thomas schließlich zum Richter am Supreme Court ernannt. Seitdem ist viel Zeit vergangen und vieles hat sich verändert – oder auch nicht. In Frankreich gibt es dazu eine passende Redewendung: »Je mehr sich die Dinge ändern, um so mehr bleiben sie gleich«.

Gegenwärtig sorgen Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den amtierenden Richter und Kandidaten für den US-Supreme Court Brett Kavanaugh für Aufsehen. Die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford beschuldigt ihn der versuchten Vergewaltigung vor mehr als 30 Jahren. Das zeigt, wie wenig sich auf diesem Gebiet verändert hat. In bestimmten Positionen wird Macht vor allem von Männern ausgeübt, und Frauen werden, sofern sie nicht selbst männliche Verhaltensweisen übernehmen, wie Kinder behandelt. Sie werden gesehen, aber nicht für voll genommen.

Das Bindeglied zwischen Macht und Gesetz sind die Gerichte, eine der letzten mächtigen Bastionen männlicher Macht. Die bemerkenswerte »#MeToo«-Bewegung mag in der Kultur- und Filmindustrie einen enormen Machtzuwachs erfahren haben, aber das Rechtswesen ist immer noch fest in männlicher Hand. Frauen, die Mehrheit der US-Bevölkerung, stellen weder die Mehrheit in politischen Führungspositionen noch in der Klasse der Besserverdienenden, noch haben sie in allen Arbeitsbereichen ein vergleichbares Einkommen wie ihre männlichen Kollegen. Mit anderen Worten: Ihre Macht ist äußerst begrenzt.

Allerdings stellen sie mittlerweile die Mehrheit der Studierenden an den juristischen Fakultäten, was zur Folge haben könnte, dass sie eines Tages auch auf diesem Gebiet einen bestimmenden Faktor darstellen werden. Aber davon sind wir heute noch weit entfernt. Männer beherrschen nach wie vor Politik und Justiz, und wenn ich mich nicht völlig irre, wird sich das auch in der Auseinandersetzung um die Kandidatur von Richter Brett Kavanaugh zeigen.

Allerdings muss ich hier aus aktuellem Anlass eine Einschränkung machen: Ich war wohl doch zu voreilig mit meiner Schlussfolgerung, Christine Blasey Ford werde Donald Trumps Favoriten für das höchste Richteramt nicht zu Fall bringen. Denn kaum hatte ich das bisher Gesagte aufgeschrieben, erfuhr ich durch eine Eilmeldung des Fernsehsenders CNN, dass sich eine weitere Frau wegen eines sexuellen Übergriffs von Kavanaugh an die Öffentlichkeit gewandt habe. Deborah Ramirez kennt den Juristen aus der Zeit, als sie an der Yale University studierte, und beschreibt nun, wie Kavanaugh sich während einer Party unter Alkoholeinfluss ihr gegenüber entblößt habe.

Diese Aussage könnte alles verändern, denn wenn eine Frau über ein solches Erlebnis mit Kavanaugh berichtet, könnte das von seinen Unterstützern als »Ausrutscher« abgetan werden, aber wenn eine zweite Frau etwas Ähnliches mit ihm erlebt hat, liegt offensichtlich ein Problem vor. Kavanaugh hatte offensichtlich als junger Mann ein Alkohol- und Sexproblem.

In jedem Fall sind damit die Chancen für seine Ernennung zum Richter am Obersten Gerichtshof gesunken. Wenn er nur eine Handvoll Stimmen im US-Senat verliert, wird Trumps leuchtender Stern, der die konservative Fraktion des höchsten Gerichts der Nation für lange Zeit verstärken sollte, schon sehr bald vom Juristenhimmel fallen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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