Kolumne 910 vom 28.05.2018: Kampagne der Armen28.05.18 (von maj) Eine Bewegung in den USA erstarkt von neuem. Martin Luther King hatte ihr seine letzten Lebensjahre gewidmet
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 121 vom 28. Mai 2018: Bitte HIER klicken! Kampagne der Armen Doch King war dabei nicht stehengeblieben. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung im April 1968 hatte er sich weit über diesen Punkt hinaus entwickelt und war vom Träumer zum Realisten geworden. Mit seiner scharfen Kritik geißelte er Militarismus, Rassismus, Kapitalismus und die weit verbreitete Armut in den USA. Durch seine Ermordung blieb die geplante »Poor People’s Campaign« unvollendet, die zur Unterstützung aller in Armut lebenden Menschen in den USA gedacht war, egal ob Schwarze, Weiße, Latinos, indigene Ureinwohner oder Asiaten. Indem King sich in seiner letzten Lebensphase der Sache aller Armen annahm, wuchs er über seine Rolle als Anführer der schwarzen Bevölkerung hinaus und vollzog den Schritt vom Kampf für bloße Bürgerrechte zum Kampf für die Ideale, die auch Malcolm X vertrat: die Menschenrechte. Zu den Hauptforderungen der damaligen »Poor People’s Campaign« gehörte ein garantiertes Einkommen für alle. Mit Kings Ermordung am 4. April 1968 wurde der begabteste Aktivist der Bewegung ausgeschaltet, bevor die Kampagne die Massen der Armen mobilisieren konnte. Mit King fehlte ihr einfach ihr wichtigster Kraftquell – bis heute. Fünfzig Jahre nach Kings Ermordung sind nun erneut Aktivistinnen und Aktivisten auf den Plan getreten, um seine Kampagne für die Armen wieder aufleben zu lassen. Lokal und überregional erheben in den USA Menschen ihre Stimmen und organisieren sich, um Kings Traum endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Reverend William Barber und Reverend Liz Theoharris mobilisieren mit ihrem »Aufruf für eine moralische Erneuerung« zu einer »Poor People’s Campaign« in diesem neuen Jahrhundert. Deren Organisatoren und das Institute for Policy Studies veröffentlichten dazu unter dem Titel »The Souls of Poor Folk« einen Bericht über die aktuelle Lage der Armen, der offensichtlich von dem von W. E .B. DuBois 1903 verfassten Klassiker »The Souls of Black Folk« (dt. 2008: »Die Seele der Schwarzen«) inspiriert ist. Die aktuelle Studie dokumentiert die Fakten zu den zentralen Aspekten der Kampagne: Rassismus, Armut, Angriffe auf das Wahlrecht, Militarismus und Umweltzerstörung. Demnach leben heute von der US-Bevölkerung 60 Prozent mehr unter der Armutsgrenze als 1968, und viel häufiger als vor 50 Jahren werden heute in Armut lebende Menschen von einer rassistisch motivierten Justiz verfolgt und kriminalisiert. Die »Poor People’s Campaign« zeigt die Zusammenhänge dieser gesellschaftlichen Bedingungen auf, um den systematischen Krieg der Herrschenden gegen die Armen zu entlarven. Beginnend mit dem 12. Mai ruft die Kampagne unter dem Motto »40 Days of Moral Action« zu einem sechswöchigen friedlichen Protest im ganzen Land auf. Gewerkschaften und Landarbeiterorganisationen sollen sich mit der Bürgerrechtsbewegung in benachteiligten Stadtteilen und Landgemeinden zu einem großen Bündnis zusammenschließen. Das Ziel ist kein Geringeres als das Wiedererstarken einer Massenbewegung gegen die Verhältnisse, denen King sich vor allem in seinem letzten Lebensjahr gezielt widersetzt hatte: gegen Armut, systematischen Rassismus, ungezügelten Militarismus und Kapitalismus mit seinen negativen Auswirkungen auf das globale Klima. Sicher wäre Martin Luther King stolz, wenn er das noch erlebt hätte. Übersetzung: Jürgen Heiser www.poorpeoplescampaign.org |
|