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Kolumne 878 vom 16.10.2017: Undankbare Kolonie

16.10.17 (von maj) US-Präsident Donald Trump beschimpft Puerto Rico

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 240 vom 16. Oktober 2017: Bitte HIER klicken!

Undankbare Kolonie
Der sogenannte Entdecker Christoph Kolumbus stieß auf seiner zweiten Reise in die als »Westindien« bezeichnete Region auf eine Insel, die von den spanischen Eroberern Puerto Rico (»Reicher Hafen«) getauft wurde. Die dort lebende Urbevölkerung der zum Volksstamm der Arawak gehörenden Taínos nannte sie »Borikén«, übersetzt etwa »Land des kühnen Herrn«, woraus sich in Anlehnung an die spanische Sprache später »Boriquén« entwickelte.

Kolumbus landete im November 1493 an den Küstengestaden der Insel, und mit ihm hielten dort Macht und Habgier des Imperiums der spanischen Krone Einzug. Vier Jahrhunderte lang beutete Spanien die Bevölkerung aus und brachte ihr Sklaverei, Unterdrückung und Tod. Nachdem die Ureinwohner fast vollständig ausgerottet waren, entstand eine neue gemischte Bevölkerung, die sich aus den wenigen überlebenden Taínos, den Spaniern und den aus Afrika in die Karibik verschleppten Sklaven zusammensetzte.

1898 besiegten die USA im Spanisch-Amerikanischen Krieg die geschwächte spanische Kolonialmacht und besetzten neben den Philippinen, Guam und Kuba auch Puerto Rico und seine kleineren Nebeninseln Vieques und Culebra. Sie nahmen die Inseln in Besitz und machten die Puertoricaner wenig später zu US-Staatsbürgern. Ihnen wird jedoch bis heute das allgemeine Wahlrecht verwehrt. Sie dürfen also nicht darüber abstimmen, wer das Amt des US-Präsidenten übernimmt. Im krassen Gegensatz dazu sind sie jedoch seit dem Ersten Weltkrieg verpflichtet, als Soldaten für die USA in den Krieg zu ziehen.

US-Unternehmen, die in großer Zahl Niederlassungen in Puerto Rico angesiedelt haben, müssen keine Steuern zahlen, obwohl das Land dieses Geld so dringend für die Verbesserung seines maroden Gesundheits- und Bildungssystems gebrauchen könnte. Als nach den Verwüstungen durch den Hurrikan »Maria« Klagen über die schleppende Hilfe aus den USA laut wurden und es Vertreter der Bevölkerung wagten, die Regierung in Washington dafür zu kritisieren, beschimpfte der schwachsinnige US-Präsident Donald Trump sie als »undankbar«.

Nachdem nun schon mehrere Wochen ins Land gegangen sind, leidet die puertoricanische Bevölkerung immer noch unter den dramatischen Folgen der Naturkatastrophe, weil es für die Mehrheit weder genügend Trinkwasser noch Nahrungsmittel oder Elektrizität gibt. Die Inselbewohner sind nur dem Namen nach »Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika«, in Wahrheit sind sie nichts anderes als Objekte der Kolonialpolitik des US-Imperiums. Sie werden für seine Interessen ausgenutzt, nach Gebrauch aber vergessen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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