Diaspora springt ein09.10.17 (von ivk-jw) Puertoricaner in den USA unterstützen ihre Landsleute nach Hurrikan »Maria«
Link zum Artikel in junge Welt Nr. 234 vom 9. Oktober 2017: Bitte HIER klicken! Diaspora springt ein Zuvor hatte das vom Tropensturm »Irma« selbst stark verwüstete Kuba den puertoricanischen Behörden Hilfe offeriert, unter anderem durch Entsendung eines mobilen Krankenhauses samt Ärzten. Doch Puerto Ricos Offizielle reagierten nicht auf dieses Angebot. Sie konnten es genauso wenig annehmen wie die von den Vereinten Nationen bereitgestellte Soforthilfe. Als »Territorium« der USA, wie es offiziell heißt, ist Puerto Rico in allen außenpolitischen Fragen genötigt, zunächst Washington um Erlaubnis zu bitten. Ein UN-Sprecher ließ deshalb die Weltöffentlichkeit wissen, man könne der Inselbevölkerung in ihrer verzweifelten Lage leider nicht helfen, da »kein entsprechendes Ersuchen der US-Regierung« vorliege. Vor allem in den Kreisen der in der Diaspora der US-Großstädte lebenden rund fünf Millionen Puertoricaner wurden unterdessen vielfältige Initiativen angestoßen. Fast jeder dort hat Verwandte und Freunde auf der Insel. Doch ob diese überlebt und noch ein Dach über dem Kopf haben, darüber herrschte selbst relativ lange Zeit nach »Maria« weitgehend Ungewissheit. Die Wucht des Sturms hatte auch alle Kommunikationsmöglichkeiten zerstört, so dass selbst die Verwaltung vor Ort nichts über die Lage in vielen Landkreisen wussten. Weil die Hilfsmaßnahmen der US-Behörden nur schleppend in Gang kamen, wollten die in den USA lebenden Puertoricaner nicht länger tatenlos zusehen. An Universitäten, in Schulen, Kirchen und Kommunen, in Parteien, Menschenrechtsorganisationen und unter prominenten Kulturschaffenden starteten sie Aktionen zum Sammeln von Hilfsgütern und Spenden und veranstalten Benefizkonzerte. Von der Universität Pittsburgh ausgehend kursiert derzeit in den Vereinigten Staaten ein gemeinsamer Aufruf von Puertoricanern, die an US-Hochschulen lehren. Sie erklären: »Puerto Rico ist eine Kolonie der Vereinigten Staaten, deren Souveränität und politische Emanzipation die USA hemmen«. Auch die »Latino Rebels«, ein Kollektiv lateinamerikanischer Migranten, haben den Text auf ihre Internetseite gestellt. Er prangere »die räuberischen Kräfte aus Justiz, Politik und Wirtschaft« in den USA an, so die Rebellen. Diese Kräfte seien verantwortlich »für den Status der Puertoricaner als Staatsbürger zweiter Klasse«. Die Katastrophe von »Maria« zeige, »wie dieser Status das Risiko für ihr Leben erhöht und sie entbehrlich gemacht« habe. Die Erklärung sei aber vor allem »ein dringender Aufruf an Politiker und Entscheidungsträger«, Puerto Rico zu unterstützen. Die Insel müsse dauerhaft von Bestimmungen befreit werden, die ausländische Hilfsmaßnahmen vereitelten und das hochverschuldete Land durch das Finanz- und Spardiktat Washingtons in den Abgrund stürzen. Direkte Hilfe bekommt Puerto Rico nun auch von Gewerkschaften des größten Dachverbandes der USA und Kanadas, dem AFL-CIO. Unterstützt von der Vereinigung der Flugbegleiter AFA-CWA, der Pilotenvereinigung ALPA und der Internationalen Vereinigung der Maschinisten und Luftfahrtarbeiter IAM sowie der Fluggesellschaft United Airlines flogen am 4. Oktober »mehr als 300 Ersthelfer und qualifizierte Freiwillige, darunter Krankenschwestern, Ärzte, Elektriker, Ingenieure, Schreiner und Lastwagenfahrer« für Hilfsmaßnahmen und zum Wiederaufbau auf die Insel. Transportiert würden auch Güter, und auf dem Rückflug wurden Obdachlose evakuiert, erklärte die AFA-CWA. Dieser Flug sei ein Beispiel für weitere, die 20 kooperierende US-Gewerkschaften in direkter Zusammenarbeit mit dem puertoricanischen Gewerkschaftsdachverband und dem Amt von San Juans Bürgermeisterin Yulín Cruz realisierten. Es sei »ein Wettlauf mit der Zeit«, hatte Todd Insler, Vorsitzender der ALPA bei United Airlines, den ersten Flug kommentiert. Sara Nelson stellte für die AFA-CWA klar: »Wenn unsere Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen eine Notlage in unserer nationalen oder internationalen Gemeinschaft sehen, dann ist für uns nicht die Frage, ob wir helfen, sondern wie«. |
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