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Kolumne 872 vom 4.09.2017: Lachen gegen das FBI

04.09.17 (von maj) Ein Nachruf auf den US-Komödianten, Entertainer und Bürgerrechtler Dick Gregory

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 205 vom 4. September 2017: Bitte HIER klicken!

Lachen gegen das FBI
Richard Claxton Gregory wurde am 12. Oktober 1932 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri geboren. International bekannt wurde er unter seinem Künstlernamen Dick Gregory als Komödiant, Menschenrechtsaktivist, Gesellschaftskritiker und Präsidentschaftskandidat.

In jungen Jahren erhielt er als Läufer ein Stipendium für Leichtathleten und verschaffte sich so den Zugang zu einem Collegestudium. Doch erst als Komödiant traf er richtig ins Schwarze, wenn er mit seinen Witzen über die US-Rassentrennungspolitik und den in der Gesellschaft weit verbreiteten Rassismus sein Publikum zu zwerchfellerschütterndem Lachen brachte. 1964 trat er einmal gemeinsam mit Malcolm X im Audubon Ballroom in New York City auf, als dieser eine Rede vor einer Versammlung der von ihm gegründeten »Organization of African-American Unity« (OAAU; Organisation für afroamerikanische Einheit) hielt. Auch dort tat sich Gregory mit dem hervor, was seine Stärke war: Er machte Scherze über die bedrückende Wirklichkeit. Zur Legende wurde, was er den Mitgliedern der OAAU zu Ohren brachte, nachdem ihn Malcolm X als »Revolutionär« und »Freiheitskämpfer« vorgestellt hatte: »Wenn das FBI jemals euer Telefon abhören sollte (wie sie es mit meinem gemacht haben), dann seht es ihnen nach. Sie haben einfach keine Ahnung, weil das FBI keine Erfahrungen mit dem Abhören der Telefone von farbigen Leuten hat. Die Agenten gaben sich große Mühe, installierten ihre 10.000 US-Dollar teuren Abhörgerätschaften, um mein Telefon abzuhören, und dann wurde nur zwei Tage, nachdem sie diese ganze Ausrüstung installiert hatten, mein Telefon abgestellt!« Unter den Versammelten im Ballroom brach herzhaftes Gelächter aus.

Am liebsten zog Gregory in seinen Stand-up-Comedy-Stücken die US-Bundespolizei FBI und ihren langjährigen Chef J. Edgar Hoover durch den Kakao. Es ist sowohl bezeichnend als auch erschreckend, dass ihn das FBI als »militanten schwarzen Natio­nalisten« betrachtete und dass seine Akte unter der Rubrik »Schwarze nationalistische Hassgruppen« geführt wurde.
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So furchtlos und freimütig, wie Gregory über eine Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen sprach, brandmarkte er einmal die Mafia als »die dreckigsten Schlangen, die jemals auf dieser Erde existierten«. Und was machte das FBI? Die sauberen Bundespolizisten spielten seine Aussage gezielt der Mafia zu! Ja, wirklich. Das muss man sich einfach mal vorstellen.

Gregory war sowohl mit Malcolm X als auch mit Martin Luther King Jr. befreundet. Er opferte seine finanziell einträgliche Karriere als Komödiant und Entertainer, um sich an der Front des schwarzen Freiheitskampfs zu engagieren. Dabei wurde er mehrfach verhaftet, von Polizisten zusammengeschlagen, und er zog sich den Unmut des FBI zu, das ihn über Jahrzehnte im Fadenkreuz behielt. Seine 1964 erschienene Autobiografie »Nigger« hatte eine millionenfache Auflage. 1968 schaffte er es sogar, als Kandidat der »Freedom and Peace Party« für das US-Präsidentenamt, 47.712 Stimmen auf sich zu vereinen. Er gehörte zu den erklärten Gegnern des ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon und bekam 1974 für sein Eintreten für Frieden und soziale Gerechtigkeit den »Thomas Merton Award« verliehen.

Dick Gregory durchlebte in den Vereinigten Staaten von Amerika 84 Winter. Am 19. August 2017 starb er an den Folgen einer bakteriellen Infektion und kehrte zu seinen Vorfahren zurück.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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