Kolumne # 762 vom 27.07.2015: Gangster in Uniform
27.07.15 (von maj) Der »Mollen-Untersuchungsausschuss« veröffentlichte 1994 seinen Abschlussbericht, in dem es um Korruption, Verbrechen und Polizeigewalt im New Yorker Police Department geht
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 171 vom 27. Juli 2015: Bitte HIER klicken!
Gangster in Uniform
Eine skrupellose Bande von Kriminellen dringt in mehrere Wohnungen ein, raubt den Bewohnern Geld und andere Wertgegenstände und droht ihnen mit Gewalt, wenn sie anderen davon etwas erzählen. Eine habgierige Gruppe von Schurken zwingt junge Leute dazu, für sie auf der Straße Drogen zu verkaufen und droht ihnen mit Prügel und sogar damit, sie zu erschießen, wenn sie nicht schnell genug Profite einfahren. Ein brutaler Haufen bewaffneter Vergewaltiger greift eine Gruppe wehrloser Frauen an und belästigt sie sexuell.Diese und andere Vorfälle ereigneten sich in New York und Philadelphia und sind Beweis für eine scheußliche Verbrechenswelle in diesen beiden und in weiteren Städten der USA, begangen von uniformierten Gangstern – Beamten der Police Departments.
Kürzlich veröffentlichte der »Mollen-Untersuchungsausschuss« seinen Abschlussbericht, in dem es um Korruption, Verbrechen und Polizeigewalt im New Yorker Police Department geht. Darin ist die Rede von Polizisten, die Drogendealer auf der Straße anhalten, durchsuchen, zusammenschlagen und erschießen.
Beispielsweise geht es um einen Fall, in dem »Officer Alfonso Compres angeblich nicht nur einen Drogenkurier überfiel, sondern ihm in den Bauch schoss, um ihm die Drogen stehlen zu können«. (Anmerkung des Autors: Nicht um sie als Beweismittel sicherzustellen, sondern um sie weiterzuverkaufen und vielleicht zum eigenen Gebrauch.) Einige Polizisten, so der Bericht, »sind einfach nur gewalttätig um der Gewalt willen«.
Als Beispiel wird ein Vorgang im Polizeirevier von North Brooklyn angeführt, bei dem Polizisten über einen Festgenommenen im Polizeigewahrsam einen Kübel Salmiakgeist ausschütteten. Ein weiters Exempel: Ein Polizist, bekannt als »der Mechaniker«, schlug Leute routinemäßig zusammen und wandte wahllos Gewalt an – gegen Junge und Alte, Männer und Frauen. Ein Beamter, der als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss aussagte, wurde gefragt, ob solche Gewalttaten zu Beschwerden der Geschädigten führten. Seine Antwort: »Bei wem hätten sie sich denn beschweren sollen – bei der Polizei? Wir sind die Polizei!«
Und das Töten der Bürger, denen sie angeblich »dienen« und die sie »schützen« sollen, geht weiter. Die tödliche Bilanz: 1976 wurden 412 Menschen von Polizisten umgebracht; 1984 waren es 333 und 385 im Jahr 1990. Offensichtlich haben die Polizisten den Tausenden, die sie im Laufe der Jahre ermordet haben, weder »gedient« noch sie »geschützt«. In wessen Diensten stehen sie also, und zu wessen Schutz sind sie da? Sie dienen dem System und schützen dieses und nicht das Volk. Menschen aus dem Volk treten sie als Täter gegenüber und nehmen Eigentum, Freiheit und Leben genau der Leute, die mit ihren Steuergeldern ihre aufgeblähten Gehälter finanzieren. Sie sind Vampire in Uniform, die vom Blut und Elend der Mehrheit leben. Sie sind die schlimmsten Verbrecher von allen.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Diese Kolumne schrieb Mumia Abu-Jamal am 20. Juli 1994. Sie wurde jetzt in seinem kürzlich in den USA erschienenen Buch »Writing on the Wall« veröffentlicht und soll zeigen, dass sich in 21 Jahren kaum etwas verändert hat; jedenfalls nicht zum Besseren. (jh)
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