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Kolumne # 742 vom 9.03.2015: Beschwichtigungen eines Kriegstreibers

09.03.15 (von maj) Es ging bei Netanjahus Auftritt im US-Kongress nicht wirklich um Gefahren, die von der Islamischen Republik Iran ausgehen

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 57 vom 9. März 2015: Bitte HIER klicken!

Beschwichtigungen eines Kriegstreibers
Die Rede, die Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu über die Verhandlungen mit Iran kürzlich vor beiden Kammern des US-Kongresses gehalten hat, war in vielerlei Hinsicht zutiefst beunruhigend. Erstens war sein Auftritt ein sorgfältig kalkulierter Affront gegenüber Barack Obama, einem amtierenden US-Präsidenten. Zweitens war das ein Akt ungeheuerlicher Chuzpe eines sogenannten Verbündeten, der seinem Mäzen von der Kanzel die Leviten las und ihm vorschreiben wollte, wie er Verträge mit anderen Regierungen auszuhandeln und zu unterzeichnen habe. Drittens war die Rede Netanjahus ein Ausdruck der tiefen Missachtung der Republikanischen Partei gegenüber einem Präsidenten, der aus der Demokratischen Partei stammt. Das ganze gab ein sehr schlechtes Bild ab und hatte einen schalen Beigeschmack. Aber zur Bedeutung von Netanjahus Rede gibt es noch mehr zu sagen.
Das jüngste Abschlachten von über zweitausend Palästinensern im Gazastreifen im Sommer 2014 empört immer noch, und es ist ausgerechnet Benjamin Netanjahu, der Architekt dieses Gemetzels, der im US-Kongress frenetischen Applaus erntet. So als seien die Kongressabgeordneten scharf auf noch mehr Krieg, also noch mehr Tote. Wie das wohl die Bevölkerung von Gaza sieht, die einen hohen Blutzoll zahlen musste und immer noch in Trümmern und Schlamm lebt?
Es ging bei Netanjahus Auftritt im US-Kongress nicht wirklich um Gefahren, die von der Islamischen Republik Iran ausgehen. Dieses Land ist seit hundert Jahren in kein anderes mehr einmarschiert. Gleiches könnte man weder von Israel noch von den USA behaupten. Es stimmt zwar, dass Iran heute einen stärkeren Einfluss in der Region ausübt, aber die Ursache liegt darin, dass die USA Saddam Hussein gestürzt und sein Regime vernichtet haben. Und indem sie das taten, schickten sie die sunnitische Minderheit Iraks in die politische Wüste und verhalfen der schiitischen Mehrheit zu großem Machtzuwachs. Irans Regierung brauchte sich nur zurückzulehnen, abzuwarten und der Staatsspitze der Vereinigten Staaten für diese Unterstützung zu danken. Vor allem die US-Politik in der Region war verantwortlich dafür, dass die Länder Irak und Iran heute einen schiitischen Gürtel im Nahen Osten bilden. Und dann kommt dieser Netanjahu daher und schlägt praktisch vor, einen neuen Krieg zu beginnen, diesmal gegen Iran, und ruft seinen Freunden im US-Kongress zu: »Keine Sorge! Alles wird gut.«

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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