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Kolumne # 733 vom 5.01.2015: Das Ende eines imperialen Traums

05.01.15 (von maj) In Afghanistan, dem legendären »Friedhof der Imperien«, hat sich in 13 Jahren Krieg rein gar nichts verändert, jedenfalls nicht zum Besseren

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 290 vom 15. Dezember 2014: Bitte HIER klicken!

Das Ende eines imperialen Traums
Mit militärischem Zeremoniell und der Übergabe von Truppenfahnen wurde jetzt ein Schlusspunkt unter eine Ära der Geschichte Afghanistans gesetzt. Offiziell gehen mit dem kürzlich proklamierten »Ende der Kampfhandlungen« seitens der ISAF-Truppen 13 Jahre eines imperialen Krieges zu Ende. Was am 7. Oktober 2001 durch die massiven Luftschläge der US-Air Force begann, endete nun in aller Stille. Die Versprechen der Politiker, die Voraussagen der NATO-Militärs, Oberhand zu gewinnen über die Taliban – nichts als heiße Luft.
In Afghanistan, dem legendären »Friedhof der Imperien«, hat sich rein gar nichts verändert, jedenfalls nicht zum Besseren. Das Land am Hindukusch wird seit der militärischen Intervention und Besetzung als zutiefst fremdenfeindlich angesehen. Und möglicherweise wird das noch schlimmer werden. Auch die Korruption ist nicht zurückgegangen, sondern immens angestiegen, seit die USA das Land mit über einer Billion US-Dollar überflutet haben. Die Ausweitung der Korruption war praktisch schon programmiert, seit Washington einen afghanischen Flüchtling namens Hamid Karsai, der seine Heimat vor über dreißig Jahren verlassen hatte, 2001 als Präsidenten einsetzte.
Indem die ISAF-Truppen unter Führung der USA jetzt den Krieg offiziell beenden, lassen sie eine Nation zurück, die am Rande des Abgrunds steht. Die Taliban, eine vom Weißen Haus und dessen CIA, dem pakistanischen Geheimdienst Inter-Services Intelligence (ISI) und dem britischen MI 5 geschaffene Organisation, bleiben ein Machtfaktor in Afghanistan. Sie warten ab. Die Zuneigung, die ihnen die Bevölkerung entgegenbringt, ist jedenfalls stärker als der Hass auf die Ausländer.
2008 ließ Karsai in einem Gespräch mit einem ranghohen NATO-General die Bemerkung fallen, er wünschte, die Taliban wären seine Soldaten. Selbst wenn er später erklärte, er sei missverständlich zitiert worden, war dieser Gedanke für einen Staatschef verständlich. Denn weniger als sechs Monate nachdem er seine Bemerkung gemacht hatte, griffen die Taliban Kandahar, die zweitgrößte Stadt des Landes, an und legten sie für dreißig Stunden lahm. Zwei Jahre später verfügten die Taliban in den von ihnen kontrollierten Gebieten bereits über eine funktionierende Parallelverwaltung mit Richtern und Gemeinderäten – praktisch ein Rüffel für die Zentralregierung in Kabul, die für ihre Korruption und Stümperei bekannt und berüchtigt ist.
Die offizielle Einstellung der Kampfhandlungen durch NATO- und US-Streitkräfte bedeutet indes nicht das Ende des Krieges. Es bedeutet zunächst einmal das Ende der Herrschaft der von den USA eingesetzten Marionettenregierung und dass die Zeit für die Taliban gekommen ist. Es bedeutet auch, dass eine Billion US-Dollar vergeudet wurden und Tausende US-Amerikaner sowie Soldaten anderer Truppen und vor allem Zehntausende Afghanen ihr Leben verloren. Es bedeutet letztlich das Ende eines imperialen Traums.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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