Kolumne # 716 vom 13.09.2014: Weiter Krieg im Irak
13.09.14 (von maj) Zu den Hintergründen der Bombardierung von Stellungen des »Islamischen Staats« durch die USA
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 213 – 13/14. September 2014
Als Reaktion auf die raschen Vorstöße der Miliz »Islamischer Staat« (IS) und ihre großflächige Einnahme von irakischem Territorium hat der Westen Gegenangriffe gestartet, zunächst aus der Luft. Mit den Enthauptungen von zwei US-Journalisten hat die IS-Miliz dafür einen willkommenen Vorwand geliefert.
Es heißt, der »Islamische Staat« sei eine Bedrohung für alle Staaten des Westens, was bei ernsthafter Betrachtung als Übertreibung erscheint. Die IS-Einheiten verfügen nach übereinstimmenden Quellen über etwa 20000 Kämpfer, manche schätzen die Anzahl aber auch nur auf die Hälfte. Nach Angaben der britischen Denkfabrik »International Institute for Strategic Studies« verfügt der Irak dagegen über eine Truppenstärke von 247000 Soldaten, also mehr als zehnmal so viele Kämpfer wie der »Islamische Staat«. Der IS hat keine Luftwaffe, keine Marine und auch keine eigenen Panzer – ausgenommen jene, die von fliehenden irakischen Einheiten in ihren Stützpunkten zurückgelassen wurden. Wieso wird die Miliz dann als drohende Gefahr für die USA oder gar für alle westlichen Staaten angesehen?
Der »Islamische Staat« verfügt über eine aggressive und kampffähige bewaffnete Streitmacht. Aber wie konnte es dieser überhaupt gelingen, die irakischen Truppen so leicht in die Flucht zu schlagen? Die Wahrheit ist: Die irakischen Soldaten haben nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Niemand riskiert sein Leben für ein Land, das von einer Marionette geführt wird. Auch wenn der ehemalige irakische Premierminister Nuri Al-Maliki inzwischen nicht mehr im Amt ist, ändert das nichts daran, daß der Irak weiterhin von Marionetten der USA regiert wird.
Der wahre Grund, warum die US-Regierung ihre Truppen aus dem Irak zurückzog, hatte nichts damit zu tun, daß die Besetzung des Landes zum Wohle der Bevölkerung beendet werden sollte. Der schon unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush geplante Truppenrückzug wurde vor allem angeordnet, weil es während der Regierung von Al-Maliki starke Kräfte im Irak gab, die sich zunächst weigerten, ein »Status of Forces Agreement« (SOFA) genanntes Stationierungsabkommen zu unterzeichnen, das den verbleibenden US-Besatzungstruppen weiterhin Immunität zugesichert hätte – ganz egal, was sie auf irakischem Boden anrichten.
Ganz egal, was sie anrichten! Diese Vorstellung verschlägt einem den Atem. Selbst die von Al-Maliki repräsentierten Kräfte konnten diesen Gedanken nicht ertragen. (Am 11. Oktober 2011 setzte die Regierung von US-Präsident Barack Obama den Truppenrückzug fort, um einer Entscheidung des irakischen Parlaments zuvorzukommen, das eine Immunität von US-Soldaten vor irakischen Gerichten abgelehnt hätte; d. Red.)
Um nun den von ihrem Marionettenregime regierten Staat zu schützen, bombardiert die US-Luftwaffe Ziele im Irak, die als strategische Positionen der IS-Miliz angesehen werden. Bomben sind jedoch Kriegswaffen und keine geeigneten Mittel, Frieden herzustellen. Egal, wie das militärische Vorgehen der USA auch dargestellt wird – es ist und bleibt Krieg.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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