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Kolumne # 709 vom 26.07.2014: Kriegshetze über Leichen

26.07.14 (von maj) Abschuß einer Iran-Air-Passagiermaschine 1988 war für US-Präsident »Zwischenfall in Kriegszeiten«

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 171 – 26./27. Juli 2014

Derzeit sind die Ätherwellen voll mit Gerede über »Kriegsverbrechen« und Sanktionen gegen Rußland. Ein Falke aus dem US-Kongreß tönte sogar laut herum, daß Präsident Wladimir Putin »Blut an seinen Händen hat«. Anlaß ist die furchtbare Katastrophe des Passagierflugzeugs der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH-17. Es geht jetzt überhaupt nicht darum, das Ereignis und die realen Verluste herunterzuspielen, aber wir sollten uns genau ansehen, wie leicht es den imperialen Medien fällt, in einen Jargon der Kriegshetze zu verfallen, und wie schnell sie mit Schuldzuweisungen bei der Hand sind. Das ist die richtige Gemengelage, in der die hohen Tiere des Militärs mit den Konzernmedien wie Pech und Schwefel zusammenhalten und gern dem Krieg das Wort reden.
Wer erinnert sich noch an den Airbus A300 der Iran Air, der am 3. Juli 1988 über der Straße von Hormus vom Himmel geschossen und völlig zerfetzt wurde? Linienflug IR-655 war in Teheran mit dem Ziel Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten gestartet. 275 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder wurden bei diesem barbarischen Akt über dem Persischen Golf getötet. Getroffen worden war die Passagiermaschine von zwei Flugabwehrraketen vom Typ SAM-2, die von einem US-Kriegsschiff, dem Kreuzer USS Vincennes, abgefeuert worden waren. Frage: Hat damals jemand den Vorwurf erhoben, da sei ein »Kriegsverbrechen« geschehen? Wurde US-Präsident Ronald Reagan dafür verantwortlich gemacht? Im Gegenteil: US-Vizepräsident George Herbert W. Bush lehnte es vor den Vereinten Nationen ab, sich im Namen der USA für den Abschuß zu entschuldigen und verteidigte ihn als »Zwischenfall in Kriegszeiten«. Die Besatzung der USS Vincennes habe »angemessen gehandelt«, sagte Bush. (Im Ersten Golfkrieg von 1980 bis 1988 war die 5. US-Flotte zur Sicherung der Öltankerroute im Persischen Golf eingesetzt; d. Red.).
Um das noch einmal deutlich zu machen: Das war nicht der Akt einer nichtstaatlichen, inoffiziellen und schlecht trainierten Miliz, wie sie jetzt ohne Beweise von den USA für den Abschuß von Flug MH-17 über der Ukraine verantwortlich gemacht wird. Nein, den Abschuß der regulären Passagiermaschine hatte die US-Marine zu verantworten. Die Offiziere auf der USS Vincennes wollen den Airbus »irrtümlich als einen feindlichen iranischen Kampfjet F-14 Tomcat identifiziert haben«, so damals die offizielle Erklärung des Pentagon. Wie bitte? 290 Männer, Frauen und Kinder »aus Versehen« in Stücke gerissen? Kein Kriegsverbrechen? Nein, bloß ein »Irrtum«!

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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