Kolumne # 706 vom 5.07.2014: Kämpfer gegen Rassismus
05.07.14 (von maj) Jamil Abdullah Al-Amin war Sprachrohr der Schwarzen in den USA. Heute sitzt er im Gefängnis
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 153 – 5./6. Juli 2014
Jamil Abdullah Al-Amin ist ein muslimischer Imam und seit 14 Jahren politischer Gefangener der US-Regierung. Besser bekannt ist der Mann, der in Baton Rouge, Louisiana, geboren wurde, vielen noch unter dem Namen H. »Rap« Brown – als glühender junger Kämpfer und Ikone der Black-Power-Bewegung. Seinen Spitznamen »Rap« erhielt er wegen seiner temperamentvollen Sprechweise, wenn er den Belangen der unterdrückten Schwarzen in den USA Gehör verschaffte.
Sein freimütiges Eintreten für das Recht auf Selbstverteidigung der Schwarzen führte zur ewigen Feindschaft des Staates gegen ihn. Sein Kampf gegen Drogendealer brachte ihm ein paar Jahre Gefängnis in Strafanstalten des US-Bundesstaates New York ein, davon fünf Jahre im berüchtigten Attica State Prison.
Als er 1976 nach Verbüßen der Strafe entlassen wurde, verließ er das Gefängnis als neuer Mensch. Er war zum Islam konvertiert und hatte den Namen Jamil Abdullah Al-Amin angenommen. In Atlanta, Georgia, gründete er eine Moschee und wurde zu einem anerkannten Sprecher seiner Gemeinde. Dort setzte er seinen Kampf gegen das Vordringen von Drogen in die schwarze Gemeinde fort.
Im Jahr 2000 geschah etwas, von dem viele sagen, daß es ein Komplott gegen Jamil war. Er wurde angeklagt, auf zwei Polizisten geschossen zu haben, von denen einer seinen Verletzungen erlag. Jamil landete wieder im Gefängnis. Und das, obwohl der überlebende Polizist widersprüchliche Aussagen gemacht hatte! Unter anderem hatte dieser Beamte ausgesagt, der Schütze sei ein Mann mit grauen Augen von 1,78 Meter Körpergröße gewesen. Jamil ist aber 1,96 Meter groß und hat braune Augen. Der Polizist gab auch an, er habe auf den Täter geschossen und ihn getroffen. Blutspuren am Tatort stützten diese Darstellung. Es gab nur ein Problem mit dieser Version: Als Imam Jamil festgenommen wurde, wies er keinerlei Schußverletzungen auf. Nachdem diese Version wiederholt geändert worden war, ließ man lediglich zwei Anklagepunkte fallen und verurteilte Jamil am Ende wegen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung.
Heute ist Imam Jamil 71 Jahre alt und ernsthaft erkrankt. Schlechte medizinische Versorgung ist die Norm im US-Gefängnissystem, und auch an Imam Jamil sind diese Erfahrungen nicht spurlos vorübergegangen. Seit er vor sieben Jahren aus dem Staatsgefängnis in Reidsville, Georgia, in das Bundesgefängnis in Florence, Colorado, verlegt wurde, hat er im wahrsten Sinne des Wortes keine Sonne mehr gesehen. Als Grund für seine Verlegung in das Hochsicherheitsgefängnis, das auch das »Alcatraz der Rocky Mountains« genannt wird, gaben die Behörden an, durch den hohen Bekanntheitsgrad des Gefangenen sei er ein Sicherheitsrisiko für das Gefängnissystem in Georgia.
In den 1960er Jahren hatte der junge »Rap« Brown an vorderster Front der schwarzen Freiheitsbewegung gekämpft und zu den führenden Genossen des Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) und der Black Panther Party gehört. Er war unerschütterlich in seiner Gegnerschaft gegen die Politik der weißen Vorherrschaft und gegen alle Arten von Rassismus. Als Imam hatte er sich dafür eingesetzt, aus Atlanta eine lebenswerte Stadt zu machen und sie von der lähmenden Geißel der Drogen zu befreien. Er hätte deshalb etwas Besseres verdient als das, was ihm jetzt als Gefangener der US-Regierung widerfährt.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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