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Kolumne # 667 vom 5.10.2013: Freiheit auf dem Sterbebett

05.10.13 (von maj) USA: Herman Wallace als zweiter der »Angola 3« nach 41 Jahren Isolationshaft entlassen

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 231 – 5./6. Oktober 2013

Herman Wallace von den »Angola 3«, einer der am längsten eingesperrten politischen Gefangenen der Welt, ist endlich frei. Ein US-Bundesgericht in Baton Rouge kassierte vor wenigen Tagen das Schwindelurteil gegen ihn und ordnete seine sofortige Freilassung an. Der 72jährige ist damit der zweite der »Angola 3«, dessen Unrechtsurteil aufgehoben wurde. Robert King wurde 2001 freigelassen und setzt sich seitdem für die beiden anderen ein. Wallace’ Freilassung dürfte nun auch den Weg für Albert Woodfox ebnen, der sich als letzter der drei noch in den Klauen der Staatsgewalt befindet.
Die »Angola 3« haben 41 Jahre in Isolationshaft verbracht – mehr als jeder andere Gefangene im US-Gefängnissystem. 1972 waren die damals noch jungen Männer wegen Mordes an einem Gefängniswärter im als »Angola« bekannten Staatsgefängnis von Louisiana zu lebenslanger Isolationshaft verurteilt worden. Der wahre Grund für diese drakonischen Strafe war jedoch das, was die Verantwortlichen in dem US-Bundesstaat »Black Pantherism« nannten. Einen seriösen Beweis dafür, daß die drei Gefangenen, die wegen Eigentumsdelikten einsaßen, für den Mord verantwortlich waren, gab es nicht. Stattdessen gibt es aber jede Menge Belege dafür, daß die Behörden die drei ins Fadenkreuz nahmen, weil sie Revolutionäre waren, weil sie Mitglieder der Black Panther Party waren und weil sie mutig genug waren, damals zu Beginn der 1970er Jahre in den Katakomben des Staatsgefängnisses Angola eine Gruppe der Black Panther Party (BPP) zu organisieren.
Geronimo ji-Jaga Pratt, der verstorbene Verteidigungsminister der BPP von Los Angeles, nannte die »Angola 3« einst »die mutigsten Panthers von allen«, weil sie es gewagt hatten, sich im Herzen des Gefängnisses »Angola«, einer nach dem Herkunftsland der Sklaven benannten ehemaligen Plantage, zu organisieren. Sie wurden für ihre politischen Überzeugungen und ihre Mitgliedschaft in der BPP dazu verdammt, 40 Jahre wie lebende Tote in Isolationslöchern weggeschlossen zu werden.
Hermans Sieg ist bittersüß, weil er erst in dem Moment kommt, in dem der 72jährige so schwer an Leberkrebs erkrankt ist, daß er nicht mehr lange zu leben hat. Was ist das für ein System, das drei unschuldige Männer zu einer jahrzehntelangen Haft in seinen finstersten Kerkern verdammt? Kein anderes als dieses, in dem wir hier leben! Herman hat es fast bis nach Hause geschafft. Er wird jetzt in einem Krankenhaus versorgt. Und Albert Woodfox wartet noch immer auf seine Freilassung.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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